Datum/Zeit
20.11.2022
20:00
Kleines Haus
Ostanlage 43
Gießen
„Humor ist das Florett im immer währenden Gefecht um Humanismus“, findet Svenja. Als Hospizclown muss sie es wissen. Auf Höhe des politischen Diskurses jagt in dem Schauspiel „Café Populaire“ von Nora Abdel-Maksoud eine bitterböse Pointe die andere.
Wo Humor und Humanismus aufeinanderprallen, entsteht die „große Humornismusshow“: Svenja (Amina Eisner) möchte die Welt zu einem besseren Ort machen. Nach dem Studium an der Kunsthochschule kehrt sie zurück ins heimische Nest Blinden, um als Clown im städtischen Hospiz zu arbeiten. Als die altlinke Hospizbewohnerin Püppi (Roman Kurtz) eine neue Besitzer:in für die „Goldene Möwe“ sucht, sieht Svenja ihre Chance: Die Kneipe soll zum Kulturzentrum werden und das diskriminierungsfreieste aller Stand-up-Programme bekommen. Ihr klassistischer Persönlichkeitsanteil Don (Germaine Sollberger) schreibt derweil an anderen Pointen und will um jeden Preis verhindern, dass Dienstleistungs-Proletarier Aram (Ali Aykar) der neuer Pächter wird. Ein Stück über Klassismus und Klischees und ein Fest für alle, die es raffiniert, subversiv und schreiend komisch mögen.
In Franziska Autzens Inszenierung wird die „Goldene Möwe“ zum Ort des kulturellen Austauschs, aber auch des Wettbewerbs, der vom Slapstick bis zum gehobenen akademischen Witz niemanden in Schutz nimmt. So manchem Glaubenssatz droht dabei, der Teppich unter den Füßen weggezogen werden, denn: „Humor ist eine scharfkantige Waffe.“
Das Bühnenbild von Eylien König verwandelt das Kleine Haus in eine Manege der inkorrekten Punchlines, die an ein Varieté erinnert. Das Publikum nimmt an Bartischen Platz und kann in der Pause gleich die Bar der „Goldenen Möwe“ für Kaltgetränke in Anspruch nehmen. Chris Lüers verantwortet die musikalische Einrichtung des Abends.
Schlagworte: Café Populaire, Kleines Haus, Schauspiel, Stadttheater, taT