Am Dienstagabend, den 16. Mai, feierte das Mathematikum mit einem Festakt sein 20-jähriges Bestehen. Die Jubiläumsveranstaltung begann mit einem Grußwort der hessischen Ministerin für Wissenschaft und Kunst. „Seit 20 Jahren öffnet das Mathematikum Menschen jeden Alters, jeden Geschlechts und jeder Vorbildung durch sinnliche Erfahrungen neue Türen zur Mathematik. Dieses Feld mit seinen oft als abschreckend, ja sogar beängstigend empfundenen Formeln und Gleichungen, den vermeintlich abstrakten Zahlen und Symbolen wird erlebbar, wird anschaulich. Wir können dankbar sein, dass Professor Beutelspacher die Idee für dieses Mitmachmuseum entwickelt und trotz damaliger Bedenken umgesetzt hat. Heute können wir sagen, dass es die richtige Entscheidung war, dieses Wagnis einzugehen. Es ist beispielgebend, wie engagiert und kompetent Professor Beutelspacher mit seinem Team und seinen Studierenden das Projekt von der Geburtsstunde an betrieben und stetig weiterentwickelt hat. Das sei-nerzeit erste mathematische Science Center überhaupt ist längst zum Vorbild für viele Gründungen weltweit geworden.“
Professor Beutelspacher als Gründer und Direktor des Mathematikums ist überzeugt: „Wir feiern heute ein Wunder, und zwar ein doppeltes. Der eine Teil des Wunders besteht darin, dass das Mathematikum überhaupt zu-stande kam, der zweite Teil des Wunders ist die Tatsache, dass es dauer-haft besteht.“
Anschließend würdigte der Oberbürgermeister der Stadt Gießen, Frank-Tilo Becher, unter anderem das pädagogische Konzept des Mitmach-Museums und betonte „Das Mathematikum ist ein Besuchermagnet für Jung und Alt, für Familien, für Kitagruppen, für Schulklassen, für Menschen aus der Region genauso wie aus dem Ausland.“ Bereits Kindergartenkinder hätten viel Spaß im Mini-Mathematikum und würden so erste Erfahrungen mit Formen, Zahlen und Mustern machen. Becher weiß, dass das Mathe-matikum besonders in den Ferien stark frequentiert ist und es als Anzie-hungspunkt nach Gießen lockt. „Menschen aus über 60 Nationen kamen in den letzten Sommerferien in die Ausstellung und lernten dabei nicht nur „Mathematik zum Anfassen“ kennen, sondern auch die Stadt Gießen.“ Becher erklärt: „Das Mathematikum baut Berührungsängste vor der Mathema-tik ab, lässt Besucherinnen und Besucher staunen und macht Lust auf Mathematik.“
Professor Goesmann, Vize-Präsident der Justus-Liebig-Universität in Gießen, schilderte die Entstehung der einzigartigen Institution. „Die Wur-zeln des Mathematikums liegen in der Universität, denn entstanden ist die Idee zu einer Ausstellung in einem Seminar von Professor Beutelspacher, dem Gründer des Mathematikums und Mathematik-Professor der Justus-Liebig-Universität. Dieses Seminar war unglaublich erfolg-reich; die Studierenden bewiesen nicht nur Können, sondern zeigten auch eine Begeisterung, die man in Mathematikvorlesungen nur selten erlebt. Aus dem Seminar heraus entwickelte sich eine kleine Ausstellung, diese wurde größer und tourte bald darauf durch Deutschland. Der kühne Schritt von Prof. Beutelspacher, dass aus der Idee eine Institution werden könnte, wurde geboren und er gründete das Mathematikum als feste Einrichtung in Gießen“. Professor Goesmann sagte voller Überzeugung „Die Justus-Liebig-Universität ist stolz darauf, dass wir dieses ein-zigartige Wissenschafts-Mitmachmuseum hier in Gießen haben und dass es sich erfolgreich entwickelt hat. Das Mathematikum ist auch für viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ein leuchtendes Vorbild für erfolgreiche Wissenschafts- und Wissenskommunikation.“
Michel Junge, Vorsitzender der Vereinigung der deutschen Science Center und Geschäftsführer des phaeno in Wolfsburg, stellt das Mathematikum als Haus mit klarem Konzept vor. Dieses basiere zum einen darauf, die Besucher ernst zu nehmen, sie weder zu unter- noch zu überfordern. Zum anderen würde die Wissenschaft ernst genommen, das heißt die Besucher würden so direkt wie möglich mit einem mathematischen Phä-nomen in Berührung gebracht und lösten das zugrundeliegende Problem selbständig. Junge betonte zudem: „Das Mathematikum ist eine Bil-dungseinrichtung, die sich seit Beginn selbst trägt – sich vollumfänglich selbst finanziert. Etwas, was in der deutschsprachigen Szene der Science Center und Wissenschaftsmuseen wirklich eine Ausnahme dar-stellt.“ Das Mathematikum lebe von den Einnahmen der Besucherinnen und Besucher und sei ein stabiler Arbeitgeber für rund 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Durch den weltweiten Exponateverkauf habe sich das Mitmach-Museum eine zusätzliche Einnahmequelle geschaffen „Die wissenschaftliche und didaktische Qualität der Mathematikums-Ausstellungen ist sprichwörtlich – „made by Mathematikum“ ist ein Garant für besucherorientierte Ausstellungen und qualitativ herausragende Besuchserlebnisse.“
Professor Beutelspacher führte durch die Jubiläumsveranstaltung und freute sich sehr über die Würdigungen zu seinem Lebenswerk. „Ich bin außerordentlich glücklich, dass ich mit einem tollen Team das Mathema-tikum entwickeln und etablieren konnte und wünsche uns allen viele Ideen, Schwung und Durchhaltevermögen für die nächsten Jahre!“
Die musikalische Begleitung des Festaktes erfolgte durch das Bläseren-semble „Trio Feroce“ des Gießener Stadttheaters, das mit kurzen Musik-stücken die rund 100 Festgäste erfreute.
Mathematikum Gießen
Schlagworte: Jubiläum, Mathematikum