Gießen und seine Stadtteile
Gießen ist viel mehr als nur die Kernstadt – in den Stadtteilen der Universitätsstadt gibt es ebenfalls eine Menge zu entdecken. In einer lockeren Reihe nimmt die Gießen Marketing GmbH die fünf Stadtteile einmal näher in Augenschein. Die GiMa stellt Lützellinden, Allendorf, Rödgen, Wieseck und Kleinlinden vor, gibt Ausflugstipps und weist auf Sehenswürdigkeiten der Stadtteile hin. Im zweiten Teil unserer Stadtteil-Serie wenden wir uns Wieseck zu.
Porträt:
Wieseck, im Nordosten der Stadt gelegen und direkt an die Kernstadt Gießen grenzend, ist nicht nur mit Abstand der größte Gießener Stadtteil, sondern blickt auch auf eine längere Geschichte als Gießen selbst zurück. Die Ersterwähnung stammt aus dem Lorscher Kodex im Jahr 775, d.h. in vier Jahren steht die 1250-Jahr-Feier an.
Die Einwohner selbst nennen ihre Heimat liebevoll „Wissich“ – angelehnt den ursprünglichen Namen der Siedlung „Wissichheim“. Wahrzeichen des Ortes ist der mächtige Wehrturm „Poart“ in der Alten-Busecker-Straße.
Im Jahr 1939 wurde das selbständige Wieseck, wie auch Kleinlinden und die Domäne Schiffenberg, per Erlass des damaligen Gauleiters von Hessen-Nassau der Stadt Gießen zugeschlagen. Die Hintergründe muten angesichts des nahen Zweiten Weltkriegs militaristisch an, wollte man der Stadt Gießen durch die Vergrößerung von Bau- und Siedlungsflächen die Wehrhaftmachung der Garnisonsstadt ermöglichen. Die Zustimmung zur Eingemeindung hielt sich bei den Wieseckern allerdings in Grenzen. Dies führte dazu, dass 1950 rund 500 Bewohner durch eine Resolution die Ablösung von Gießen zu erreichen versuchten. Heute hat man sich wohlwollend zusammengerauft.
Wieseck ist infrastrukturell am besten von allen Gießener Stadtteilen an die Kernstadt angebunden und durch ein lebendiges Vereinsleben bekannt.
3 Dinge, die man hier gesehen haben sollte:
1. Die„Poart“ – ein beeindruckender Torturm. Als einzig noch erhaltener Teil der früheren Ortsbefestigung Wiesecks erinnert der Turm an die erstmals im Jahre 1458 erwähnte Befestigungsanlage. Dabei wurde das damalige Dorf nicht etwa von einer mächtigen Steinmauer umschlossen, sondern von einer Abfolge von Zäunen, Hecken, Mauer und Gräben.
2. Das Heimatmuseum: Der im Jahr 2006 gegründete Heimatverein Wieseck e.V. präsentiert seit 2014 seine lokalen Fund-und Sammelstücke aus vergangenen Zeiten im ehemaligen Gasthaus Schepers (Philosophenstraße 18-20). Sonderausstellungen und die regelmäßige Herausgabe eines Heimatkalenders geben Einblicke in das dörfliche Leben des Wieseck von damals. Die Eröffnung der vorbereiteten Sonderausstellung „Wiesecker Fahnen und Vereine“ soll in 2021 stattfinden. Termine werden über die Tageszeitungen bekannt gegeben.
3. Evangelische Michaelskirche (Kirchstraße 19): Ein sakrales Schmuckstuck unweit der Wiesecker Poart. Das hessische Kulturdenkmal geht auf das 13. Jahrhundert zurück und ist mit seinem Chorturm, der von einem dreistufigen Haubenhelm bekrönt wird, Ortsbild prägend.
Wanderung/Ausflugstipp:
Mehrere attraktive Erholungsgebiete haben die Wiesecker quasi vor der Haustüre. Da ist zum einen natürlich die Wieseckaue, die sich entlang des namensgebenden Flüsschens zur Gießener Innenstadt erstreckt. In den Auwiesen hat der Segelflugplatz des Flugsportvereins Gießen seinen Sitz, wo man den Segelflieger zuschauen oder dem Rauschen des Mühlrades der nahen Struppmühle lauschen kann. Nördlich von Wieseck befindet sich das Naturschutzgebiet Hangelstein. Die bewaldete Basaltkuppe ist von besonderem botanischen Wert. Vom Aussichtspunkt Schöne Aussicht, genießt man einen herrlichen Ausblick auf die benachbarten Burgen und bis nach Wetzlar. Ein interessantes Kleinod sind auch die „Wiesecker Teiche“, auf dem ehemaligen Motocross-Gelände am Rande des Hangelsteins.
Regionale Spezialiät – Wissicher Schmaandkuche
Besonders beliebt in der Region ist der Wissicher Schmandkuchen. Die Wiesecker Bäckerei Weller, die ihre Pforten 2019 schloss, war für ihren herzhaften Schmandkuchen berühmt. Die Bäckerei wird weiter betrieben von der Bäckerei Steinmüller und stellt den Schmandkuchen weiterhin nach dem Rezept von Herrn Weller her.
Besonderheit – „Wissicher Sandbeul“
Auch die Wiesecker haben ihren ganzen eigenen „Spottnamen“: „Wissicher Sandbeul“ – was auf den damaligen Abbau von Sand- und Kies im Ortsgebiet zurückgeht und eine wichtige Einnahmequelle des Dorfes darstellte.
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