Seit 2008 führt Marina Steinmüller in Gießen-Allendorf den Maler- und Stuckateurmeisterbetrieb MB Steinmüller GmbH – in nunmehr sechster Generation. Ursprünglich war es gar nicht der Plan der heute 36-Jährigen, die Firma von ihrem Vater Fred Steinmüller zu übernehmen. Doch dann kam alles anders.
Die Firma blickt auf eine lange Familientradition: Gegründet wurde das Unternehmen 1878 von Marina Steinmüllers Ur-Ur-Ur-Großvater unter dem damaligen Namen Maler Balser. 1898 ging der Betrieb nach 20 Jahren an Wilhelm Balser VIII, der ihn wiederum nach weiteren 25 Jahren seinen Sohn Karl Wilhelm übergab, der die Firma von 1933 bis 1975 führte. Karl-Wilhelm Balser übergab nach diesen 42 Jahren die Leitung des Betriebs schließlich an seinen Schwiegersohn Ludwig Steinmüller. Im Jahre 1980 legte Fred Steinmüller die Meisterprüfung ab und führte fortan den Malerbetrieb MB Steinmüller. 1991, also elf Jahre später, wurde die Firma in die MB Steinmüller GmbH umfirmiert.
„Ich war ein Baustellenkind“, erinnert sich Marina Steinmüller, erst mit dem Großvater, später mit dem Vater sei sie viel auf den Baustellen unterwegs gewesen, habe schon früh im Betrieb mit angepackt. Doch nach ihrem Realschulabschluss entschied sie sich zunächst für einen anderen Weg: Sie absolvierte eine Ausbildung zur Immobilienkauffrau. „Man will ja in dem Alter irgendwie immer alles unbedingt anders machen“, lächelt sie heute über die Entscheidung. Doch dann fällte ihr Vater die Entscheidung, den Familienbetrieb aufzugeben. Und da setzte das Umdenken bei Marina Steinmüller ein, die ohnehin gemerkt hatte, dass Immobilienkauffrau nicht der Beruf war, in dem sie alt werden wollte. „Ich dachte damals – halt, das kann nicht sein“, erinnert sie sich, „ich habe dann meinen Vater gebeten, mich noch auszubilden, damit ich den Betrieb übernehmen kann“. Die Entscheidung fiel gemeinsam mit der Belegschaft. „Ich habe die Mitarbeiter ins Boot geholt und sie gefragt, ob wir das zusammen machen wollen“, erzählt sie – damit besiegelte sie den Fortbestand der MB Steinmüller GmbH. 2008, nachdem Steinmüller ihren Meisterbrief als Stuckateurin in der Hand hielt, trat sie in die Fußstapfen ihres Vaters und wurde geschäftsführende Gesellschafterin.
Das Kerngeschäft der MB Steinmüller GmbH liegt auf Privatkunden – viele Aufträge kommen über Empfehlungen, der Betrieb ist gut ausgelastet. „Wer einmal zufrieden ist, kommt immer wieder oder sagt es weiter“, weiß Steinmüller, doch: „Wenn man einen Betrieb übernimmt, reicht keinesfalls der gute Name der Vorgänger“. Man müsse sich erst einmal selbst beweisen und gute Arbeit abliefern. Damit hat sie als Frau in einem von Männern dominierten Beruf keine Probleme, denn sie überzeugt durch eigene und frische Ideen sowie durch direkten Kundenkontakt. Nahezu täglich ist sie auf ihren Baustellen unterwegs, schaut nach dem Rechten, tritt in den Dialog mit den Kunden. Eins ist ihr ganz besonders wichtig: „Ich wäre nichts ohne mein Team“, betont die 36-Jährige im Gespräch immer wieder. Und das scheint sich wohl zu fühlen. Steinmüller beschäftigt insgesamt fünf Mitarbeiter zwischen 18 und 59 Jahren – vier Gesellen und einen Auszubildenden. Zwei Mitarbeiter gehören seit über 30 Jahren zum Betrieb, einen dritten hat sie ebenfalls von ihrem Vater übernommen. Die MB Steinmüller GmbH ist Innungsbetrieb; alle Mitarbeiter werden demnach nach Tarif bezahlt, außerdem bildet die Firma regelmäßig aus. Die Büroarbeit, die sie ebenfalls alleine abwickelt, muss daher oftmals am Samstag erledigt werden. „Meine kaufmännische Ausbildung hilft mir dabei sehr“, freut sie sich. Obendrein ist sie Lehrlingswart der Maler- und Lackierer-Innung Gießen, außerdem fungiert sie als Vorsitzende des Prüfungsausschusses. Bleibt da überhaupt noch Zeit für private Dinge? „Gleich will ich noch ins Fitnessstudio“, verrät sie an diesem Freitagnachmittag, im Sommer fährt die 32-Jährige mit Leidenschaft Motorrad. Und: Der Sonntag ist immer frei.
Kontakt und Infos unter: www.mb-steinmueller.de.
