Fahrspaß auf den Klostertrails
Streckenbauer Christian Lengwenat stellt die Klostertrails auf dem Schiffenberg vor – seit 2013 sind Klostertrails einzige legale Mountainbike-Strecke im Stadtgebiet – Drei Schwierigkeitsstufen vorhanden
Als Christian Lengwenat im September 2018 zum Studium nach Gießen kommt, zieht es den gebürtigen Schwaben gleich auf den Schiffenberg. Der heute 24-jährige begeisterte Mountainbiker hatte erfahren, dass sich auf dem Gießener Hausberg die einzige legale Mountainbike-Strecke im Umkreis befindet. „Leider war sie damals in einem schlechten Zustand“, erzählt er im Interview. Bereits seit Jugendjahren ist Lengwenat dem Radsport verbunden, nahm als begabter BMX-Sportler an internationalen Wettkämpfen teil und wechselte schließlich zum FreerideSport. Auch mit dem Bau von Downhill-Strecken kennt sich der damalige Student der Physik und Technologie für Raumfahrtanwendungen und gelernte Mechatroniker aus. Schon bald knüpft er Kontakt mit der Radsportgemeinschaft Gießen-Wieseck (RSG) auf, die seit 2013 die Strecke betreut. Er wird Mitglied und hat seit Mitte 2019 den Verantwortungsbereich „Streckenbau“ inne.
Die Gießener Mountainbike-Trails sind das Ergebnis der guten Zusammenarbeit zwischen der Radsportgemeinschaft und der Stadt Gießen.
„Wir haben mit viel Vorarbeit und klaren Vorgaben einen definierten Streckenkorridor für die Mountainbiker ausgewiesen“, erläutert Ernst-Ludwig Kriep, Abteilungsleiter für Grundstücksverwaltung, Forsten und Technik beim städtischen Liegenschaftsamt dazu. Im Vorfeld gab es ökologische Begleituntersuchungen, um die Verträglichkeit des Sports mit dem Ökosystem Wald zu gewährleisten. „Auch haben wir Ausgleichsmaßnahmen geschaffen, um den Eingriff in die Natur so schonend wie möglich zu gestalten“, sagt Kriep.
Tausende Arbeitsstunden investiert
Die seit 2013 legal ausgewiesenen Gießener Strecken, die den Titel „Klostertrails“ tragen, leben von ihren vielfältigen Sprungmöglichkeiten. Da im Vergleich zu anderen Freeride-Trails nur wenige Höhenmeter zur Verfügung stehen, behelfen sich die Sportler mit Sprungelementen, die alle selbst gebaut werden. „Wenn ich auf dem Schiffenberg bin, schaufel ich meistens erst mal, bevor ich fahre“, schmunzelt Lengwenat, der nach eigenen Angaben schon tausende Arbeitsstunden in die Schiffenberg-Strecken investiert hat. Gerade in 2020, während der Lockdown-Phasen, habe der Verein RSG Gießen-Wieseck unzählige, ehrenamtliche Arbeitsstunden in die Herrichtung der Trails gesteckt. „Während des ersten Lockdown haben wir in zehn Tagen den unteren Streckenabschnitt auf Vordermann gebracht“, berichtet Lengwenat. Als im Herbst 2020 von der städtischen Forst-Abteilung geplante Baumfällarbeiten im oberen Streckenabschnitt anstanden, richteten die Vereinsmitglieder in Zusammenarbeit mit der Stadt auch diesen Abschnitt wieder her und gestalteten ihn völlig neu.
Seit dem vergangenen Jahr haben die Klostertrails einen wahren Boom erlebt. Auch die Einrichtung des Instagram-Accounts freeride.giessen habe zur wachsenden Popularität der Strecke beigetragen. Die Resonanz zu den Trails sei nahezu durchweg positiv. „Die Leute schätzen unsere Strecken, in denen so viel ehrenamtliche Arbeit steckt“, freut sich Lengwenat. „Sie ist auch jedes Jahr anders, weil wir sie jedes Mal wieder neu aufbauen.“
Drei Strecken mit unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen
1. Blaue Strecke – Familienfreundliche Strecke
Für die familienfreundliche blaue Strecke, die man gemütlich in seinem eigenen Tempo runterfahren kann, reicht ein normaler Fahrradhelm als Schutz aus. Sprünge müssen nicht absolviert werden.
2. Rote Strecke – Anspruchsvollere Strecke
Etwas anspruchsvoller ist die rote Strecke, die mit ein paar Sprungelementen ausgestattet ist. Diese können allerdings „umrollt“ werden – die Mountainbiker nennen diese Möglichkeit „chickenways“.
3. Schwarze Strecke – Für fortgeschrittene Fahrer
Es gebe allerdings immer wieder Uneinsichtige, die meinten, sie könnten mit einem normalen Fahrradhelm und ohne weiteren Schutz die schwarze Strecke runterfahren. „Davon rate ich dringend ab“, sagt Lengwenat. „Wer sich auf die schwarze Strecke wagt, sollte über fortgeschrittene Downhill Erfahrung verfügen und mehrere Einheiten auf Bikepark-Strecken hinter sich haben.“ Auch eine entsprechende Schutzausrüstung sei unbedingt geboten: Dazu gehören ein Fullface-Helm, Brust und Rückenprotektoren, sowie Knie- und Ellbogenschützer. Lengwenat appelliert an die Vernunft der Sportler: „Die Trails sind frei nutzbar, wir kontrollieren die Leute nicht.“
Über die Strecken informiert ein Schild am Startpunkt der drei Klostertrails. Dort ist auch ausgewiesen, wann man die Strecken befahren darf. Geöffnet sind die Trails von März bis Oktober. In Pandemiezeiten geltennatürlich die entsprechenden Hygiene- und Abstandsregeln.
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