Er ist eine feste Größe in Gießen – und einen seiner Comicstrips und Bildergeschichten hat sicher schon einmal jeder wahrgenommen. Auch innerhalb der deutschen Szene genießt er Anerkennung. Seine Comicreihe „Gelle, Gießen“ ist aus der heimischen Medienlandschaft nicht mehr wegzudenken. Andreas Eikenroth, auch bekannt unter dem Kürzel „A.E.“, ist ein Urgestein in der Gießener Kulturszene. Das Zeichnen hat schon immer eine wichtige Rolle in seinem Leben gespielt.
„Gezeichnet habe ich eigentlich schon immer“, sagt der 55-Jährige im Interview mit Gießen Entdecken. „Beziehungsweise habe ich nie damit aufgehört“. Denn jeder zeichne doch irgendwann in seinem Leben – mindestens im Kunstunterricht in der Schule. Die Werke der Anfangsjahre seien allerdings zumeist in der Schublade gelandet. In den 90ern gründete der ehemalige Herderschüler dann mit Freunden das Comicmagazin „The Kainsmal“, das komplett in Eigenregie produziert und fast zehn Jahre lang in Gießener Kneipen verteilt wurde – in den Hochzeiten erreichte das Heft eine Auflage von 7000 Exemplaren. Durch das Heft entstanden viele Kontakte, es ging regelmäßig zum Comic-Salon in Erlangen, der alle zwei Jahre das Who-is-Who der Comicwelt miteinander vereint. „So hat sich eins ums andere ergeben“, erinnert sich „A.E.“ – „man lernt Leute kennen und mischt dann auch bei anderen Magazinen mit“. 2007 veröffentlichte er seine erste Graphic Novel „Tage wie Blei“ – damals noch im Eigenverlag. Zwei weitere Bücher folgten – beide erschienen im Wuppertaler Verlag „Edition 52“. 2013 kam zunächst „Die Schönheit des Scheiterns“ heraus, das auf dem Comic-Salon 2014 mit dem renommierten Icom Independent Preis ausgezeichnet wurde. Im Juni 2015 folgte dann „Hummel mit Wodka“.
Gelle, Gießen
Seit sieben Jahren erscheint das Kürzel „AE“ auch einmal wöchentlich donnerstags im Stadtressort des Gießener Anzeigers. Sein Comicstrip „Gelle, Gießen“ behandelt humorvoll und augenzwinkernd aktuelle Gießener Themen, die oftmals Stadtgespräch waren. Zuletzt drehte sich die Reihe etwa um den Pottwal, der in der Gießener Veterinärmedizin präpariert wird oder die blaue Skulptur vor der Zentrale der Volksbank Mittelhessen im Schiffenberger Tal und die dort abhanden gekommenen 1,2 Millionen Euro. Die Themenfindung ist dabei nicht immer ganz einfach: Jeden Tag liest Andreas Eikenroth erst einmal die Lokalzeitungen, viele Ideen kommen ihm beim Laufen. Für das Magazin Frizz steuert er den regelmäßigen Comic-Strip „Gaagel & Gosch“ bei, der durchaus auch einmal etwas derber als die „Gelle, Gießen“-Reihe sein kann. Er zeichnete schon für das „Gugge ‚ma“, das Magazin der Wohnbau Gießen, erfand im Zuge der Landesgartenschau in Gießen den „Gießbert“ oder die „Theatermaus“ des Stadttheaters Gießen. Dort arbeitet er übrigens im Hauptberuf: Seit 20 Jahren ist er dort als Bühnentechniker angestellt. „Ich habe schon so ziemlich alles gemacht“, sagt er – vom Tätowiermagazin über die Kinderzeitschrift bis hin zur Kundenzeitung. Politische Karikaturen zeichnet er in der Regel nicht – „da gibt es andere, die das besser können“. Aber: Man könne alles lernen und üben – deswegen gibt „A.E.“ auch Kurse an der Volkshochschule und bringt so anderen Menschen das Zeichnen bei. Mit dem Zeichnen alleine ist es seiner Meinung nach aber nicht getan, denn zu einer guten Bildergeschichte gehöre auch der passende und gute Text. „Man muss auch ein guter Erzähler sein“, sagt er, so wie Ralf König, den er als einen seiner persönlichen Favoriten nennt. Wenn er gerade einmal nicht zeichnet oder im Stadttheater arbeitet, dann ist er auch eine feste Größe in Gießens Musikszene: Andreas Eikenroth ist Mitbegründer und Sänger der Ska-Polka-Band „Zagreb Titan“, die 1989 gegründet wurde und vielen noch unter dem Namen „I.H.Ska“ ein Begriff ist, außerdem spielt der Hamburg- und Küstenfan mit der Combo „Fern der Heimat“ Seemannslieder von Hans Albers bis „Rammstein“.
Neuigkeiten rund um die Zeichnungen von Andreas Eikenroth gibt es hier.