Die 10.000 Marke ist greifbar nahe – über 9900 Likes hat die Facebookseite „Mein Gießen“, knapp 4500 Anhänger vereint die Community darüber hinaus derzeit bei Instagram. Alle Nutzer haben ein gemeinsames Interesse: Sie begeistern sich für schöne und technisch gut gemachte Fotos und für ihre Heimatstadt Gießen. Die Idee zu „Mein Gießen“ stammt von Fabian Hackenberg.
2011 hatte Fabian Hackenberg, den viele Gießener auch unter seinem Spitznamen „Hacki“ kennen, die Idee, auf Facebook eine Seite ins Leben zu rufen, die die schönen Seiten der Stadt zeigen sollte. „Gießen hat ja gemeinhin den Ruf, keine besonders schöne Stadt zu sein“, sagt der heute 32-Jährige. Dem wollte er als begeisterter Fotograf etwas entgegen setzen – „Mein Gießen“ war geboren, wo er fortan Ansichten aus der Stadt postete – bei Nacht, bei Tag, im Frühling, im Winter, mal aus bekannten Perspektiven, mal aus ungewöhnlichen. Die Anhängerschaft wuchs schnell und die Resonanz erstaunte den Erschaffer. Immer häufiger sendeten auch Nutzer Gießen-Bilder bei ihm ein – einer davon war der damalige BWL-Student Holger Zimmermann, der heute zusammen mit Hackenberg und Sebastian Ringleb, der über einen Fotowalk dazu stieß, zum festen „Mein Gießen“-Team gehört. Alle drei steuern regelmäßig selber Bilder bei und kümmern sich um das Facebook-Profil und den Instagram-Account.
„Mein Gießen“-Kalender
Doch das ist nicht das einzige Standbein: Zusätzlich zu den Profilen im Social Media gehört zu „Mein Gießen“ auch noch ein Online-Shop. Den betreibt Fabian Hackenberg zusammen mit Markus Höfler aus Gelnhausen über die gemeinsame Agentur Helloworld Studios als GbR. Über den Shop verkauft „Mein Gießen“ den beliebten gleichnamigen Kalender mit Fotografien aus der Stadt – außerdem sind einige der Fotos dort als großformatige Leinwände zu beziehen und verdient über die Plattform so auch ein bisschen Geld – „es ist so eine gute Mischung aus Leidenschaft und einem kommerziellen Nutzen für alle Beteiligten“, sagt Hackenberg, der an drei Tagen in der Woche als Webentwickler in Wiesbaden arbeitet. Das Angebot soll in Zukunft noch ausgebaut werden, dann will „Mein Gießen“ auch noch Bildlizenzen anbieten für Webseiten oder Printprodukte – als eine Art Gießen-Agentur. Der Gießen-Kalender erschien erstmals Ende 2014 für das Jahr 2015, damals ausschließlich mit Fotos von Hackenberg. In der 2016er-Ausgabe sind auch Bilder seiner Mitstreiter Zimmermann und Ringleb mit dabei. Die Fotos zeigen allesamt die schönen Ecken Gießens – die Löberstraße mit der Wieseck im Schnee, das Blick über die beleuchtete Stadt mit der prächtigen St. Bonifatiuskirche aus dem Schwesternwohnheim, das Stadttheater mit der blühenden Magnolie in der Dämmerung. Kurzum: Motive, für die man Stadt einfach lieben muss und bei denen keiner mehr Gießen Hässlichkeit bescheinigen kann.
„Ich möchte einen Beitrag leisten, Kultur und Gemeinschaft in Gießen zu stärken“
Mit „Mein Gießen“ will der in Wieseck aufgewachsene Hackenberg nicht nur mit Vorurteilen über die Stadt aufräumen, sondern auch „coole Projekte“ unterstützen und nennt etwa die „Gutburgerlich“-Bühne beim Stadtfest oder auch die neue Freitagskonzert-Reihe in der „Pizza Wolke“ – ohne ökonomischen Druck. „Ich möchte einen Beitrag leisten, Kultur und Gemeinschaft in Gießen zu stärken“, sagt Hackenberg. Das gelingt mit „Mein Gießen“ – auch durch eigene Veranstaltungen wie so genannte Fotowalks, die die Macher in unregelmäßigen Abständen organisieren. Fotointeressierte treffen sich dabei zu einem Spaziergang durch Gießen – jüngst zum Thema „Linien“. Zusammen wird fotografiert, man tauscht sich aus und pflegt die gemeinsamen Interessen.
Fabian Hackenberg fotografierte schon als Kind gerne – zunächst Greifvögel mit einer Kinder-Plastikkamera. „Die Vögel waren auf den Bildern so groß wie eine Ameise“, lacht er heute. Das Fotografieren ließ sich später dann auch mit einem weiteren Hobby des 32-Jährigen vereinbaren: Bei seinen Snowboardtouren mit Freunden war „Hacki“ immer der Filmer und Fotograf, die Gruppe richtete sogar eine Filmpremiere im MuK aus. 2007 schaffte sich Hackenberg, der an der THM Gießen-Friedberg Medieninformatik studiert hat, die erste Spiegelreflexkamera an. Heute fotografiert er mit einer Canon 5D Mark III, eine Kompaktkamera ist mit einer Sony RX100 Mark IV auch immer dabei. Auch für die Gießen Marketing GmbH war er schon tätig, drehte verschiedene Imagevideos. Ob er einen Lieblingsort in Gießen hat? „Keinen bestimmten – es gibt viele kleine schöne Orte in Gießen“. Auf dem Schiffenberg sei er gerne und an der Lahn, dort könne er gut abschalten. Und auch den Bergwerkswald, an dem er wohnt, schätzt er sehr. Für alle Gießener, die glauben, die Stadt sei hässlich, hat er einen Tipp: „Einfach mal nach oben schauen“, sagt er, denn viele Häuser in Gießen seien tatsächlich sehr sehenswert. „Achtet zum Beispiel mal auf das Haus, in dem der Turhan-Döner untergebracht ist“. Machen wir. Fest versprochen.
„Mein Gießen“ gibt’s auf Facebook und auf Instagram.