Er ist Autor, Sprecher, Kabarettist und Moderator - Sven Görtz ist ein echtes Chamäleon. Zog er zuletzt mit seinen Lokalkrimis aus dem fiktiven Kleinstädtchen Bad Löwenau durch Deutschland, hat Görtz sich nun einen neuen Fokus gesetzt.
Görtz, der in Gießen Literaturwissenschaft und Philosophie studiert hat, will fortan vor allem philosophische Romane schreiben. Mit „Der lachende Widerstand des Hermann B.“ liegt bereits das erste fertige Werk in der Schublade – Görtz ist derzeit zusammen mit seinem Münchner Literaturagenten auf der Suche nach einem Verlag. In dem Roman erzählt der in Gießen verwurzelte Autor die Geschichte eines jüdischen Frauenarztes während des Zweiten Weltkrieges in Göttingen. B. ist so gut in seiner Materie, dass die Nazis ihn verschonen und stattdessen für ihre Zwecke missbrauchen – er soll ein „Sieben-Monatskind“ für sie entwickeln. B. spielt dieses Spiel scheinbar mit, hat sich jedoch längst für eine ganz eigene Form des Widerstandes entschieden…
Sobald ein Verlag gefunden ist, sollen weitere Romane folgen. „Philosophische Romane mit Esprit“ nennt Görtz das Ganze selbst. Seine beliebte Krimireihe aus Bad Löwenau um den Journalisten Carl Bernstein und den Kriminalkommissar Christoph Rubin verschwindet damit nach drei Bänden in der Schublade. Zwar wird Görtz seine dazugehörige Krimishow noch häufiger auf die Bühne bringen, neue Bände soll es aber nicht geben. „Ich verdanke den beiden sehr viel“, sagt der 1967 im Westerwald geborene Görtz über seine beiden Ermittler. Dennoch: Der philosophische Roman sei der Weg, den er künftig gerne einschlagen wolle – wenn auch sich bereits in den Kleinstadtkrimis häufig philosophische Ansätze verbargen. Mit seinen Geschichten will er das Rätsel der Existenz ergründen – um dies deutlicher zu machen, legt er die philosophischen Ansätze in das Reden und Handeln seiner Figuren. „Das ist mein Weg“, ist er sich sicher. 190 Seiten umfasst der neue Roman – denn wie bei seinen Krimis auch möchte Görtz, dass seine Bücher leicht und schnell lesbar sind: „Lesen soll nicht zu einer Last werden“, sagt er.
„Die Philosophie hat immer mein Leben bestimmt“
1989 kam Görtz aus dem kleinen Ort Höhn im Westerwald zum Studium nach Gießen, das er 1995 mit dem Magister und einer Abschlussarbeit über Georg Wilhelm Friedrich Hegel abschloss. „Die Philosophie hat immer mein Leben bestimmt“, sagt er. Doch beim Schreiben seiner Doktorarbeit merkte er, dass es ihm nicht lag, philosophische Inhalte auf wissenschaftliche Weise auszudrücken – so entstand die Liebe zum philosophischen Roman. Direkt nach dem Studium begann er, als Sprecher zu arbeiten, las unter anderem „Unter dem Milchwald“ des walisischen Schriftstellers Dylan Thomas als Hörbuch ein. Es folgten Projekte wie die komplette Bibel als Hörbuch. Seit einigen Jahren ist Görtz die deutsche Hörbuchstimme für die Werke des brasilianischen Bestsellerautors Paulo Coelho. Seit 2010 ist Görtz als Autor aktiv und bringt auch literarische Programme auf die Bühne, die ihn durch ganz Deutschland und in die Nachbarländer führten. Außerdem gibt er regelmäßig Kurse an verschiedenen Volkshochschulen zum Thema „Die Macht der Stimme“. 2013 moderierte Görtz den „Gießener Kinoabend“ der Gießen Marketing GmbH, bei dem ausschließlich Gießener Filme gezeigt wurden.
Vorliebe für Hitchcock, die Coen-Brüder und „Breaking Bad“
Und natürlich ist der 52-Jährige, der mittlerweile in Treis wohnt, selbst ein großer Fan von Filmen und der Literatur. Auch wenn ihm viel gefällt, kann er problemlos einige Lieblingsautoren benennen: Milan Kundera fällt da als Name, Albert Camus, aber auch „Blaubart“ der jungen Belgierin Amélie Nothomb gefallen ihm. Persönlich kennen und schätzen gelernt hat Görtz den Frankfurter Autor Jakob Arjouni, der leider 2013 viel zu jung verstorben sei. Und natürlich, das darf man nicht vergessen: Sven Görtz ist großer Fan der „Asterix“-Comics: „Das ist höchste Literatur!“, sagt er. In Sachen Film und Fernsehen mag er es gerne ein bisschen skurriler: Er schätzt die Filme der Coen-Brüder, mag „Breaking Bad“ und verehrt Alfred Hitchcock als Regisseur. „Er begeistert mich immer wieder“. Auch die deutsche Krimiserie „Mord mit Aussicht“ mag er gerne – vielleicht, weil das Ganze ein wenig an seine Bad-Löwenau-Krimis erinnert. Den „Tatort“ dagegen mag er bis auf wenige Ausnahmen nicht – die Umsetzung ist ihm meist zu bieder und zu wenig gewitzt. Und, das sollte nicht vergessen werden: Sven Görtz ist großer Fußball-Fan und seit seiner Jugend Anhänger von Borussia Mönchengladbach – „mit allen Höhen und Tiefen“. Aktuelle Infos und Termine von gibt’s unter www.svengoertz.de.