Jungunternehmer (Teil 1): „Gutburgerlich“/“Schwätzer & Söhne“
In Gießen gibt es fast niemanden, der den Laden nicht kennt: Das „Gutburgerlich“ gehört zu jenen Punkten in der Stadt, an denen man einmal gewesen sein muss. Mindestens einmal, denn für Viele gehört das Essen von Gutburgerlich mittlerweile zur Grundversorgung. Grund genug, das erfolgreiche Konzept zu erweitern: Direkt nebenan haben die Inhaber mit dem „Schwätzer & Söhne“ auch noch ein ganz besonderes Café eröffnet.
Seit über sieben Jahre gibt es nun das „Gutburgerlich“ an der Bahnhofstraße Ecke Johannette-Lein-Gasse. Die Nachricht eines Burgerladens in der Stadt sprach sich damals rum wie ein Lauffeuer – in den ersten Tagen nach Eröffnung war es nahezu unmöglich, ohne längere Wartezeiten einen der leckeren Burger zu ergattern. Auch heute noch muss man zu Stoßzeiten ein bisschen Geduld mitbringen, denn schließlich legt man im „Gutburgerlich“ Wert auf frisch zubereitete Speisen. Wer einen Burger bestellt, kann in der offenen Küche quasi zuschauen, wie dieser entsteht. Der Ketchup und alle Soßen sind hausgemacht und auch die Pommes frites werden natürlich aus frischen Kartoffeln zubereitet, statt aus der Tiefkühltruhe zu kommen. Verwendet werden ausschließlich hochwertige und zumeist regionale Zutaten: Das Fleisch kommt vom heimischen Metzger, die Brötchen stellt ein heimischer Bäcker eigens für „Gutburgerlich“ her. Um die Frische zu garantieren, gibt es keine „feste“ Karte. Ein paar Klassiker wie „Lasse“ – alle Burger sind nach Freunden und Bekannten benannt – sind immer zu haben, dazu gesellen sich wechselnde, pfiffige Aktions-Burger-Kreationen. Bei Veranstaltungen wie dem Gießener Stadtfest sind die Jungs mit im Boot: Seit einigen Jahren betreiben sie die „Gutburgerlich“-Bühne und bieten mit Acts wie „OK Kid“ oder „Chasing Kurt“ einen Treffpunkt für das jüngere Publikum.
Die Idee, einen eigenen Laden zu eröffnen, hatten die Inhaber Minas Adis und Dominic Büttner während ihrer Zeit im „Coffee One“ entwickelt, wo sich die beiden auch kennengelernt haben. Ihnen selbst habe es oft an Frische gefehlt, wenn sie irgendwo essen gewesen seien. Ein kleiner, hipper Laden sollte es sein, der sich von anderen Gastroangeboten deutlich abhebt. Gesagt, getan: Aus der Idee entstand binnen kürzester Zeit einer von Gießens angesagtesten Läden, das meiste geschah in Eigenregie. Das Budget erhielten die beiden von ihren Familien als Leihgabe; ein Bankkredit und ein Businessplan waren somit nicht nötig, eine Existenzgründerförderung seitens der Agentur für Arbeit wurde abgelehnt. Anfangs gab es nur ein grobes Konzept, welches man etwa dem Vermieter der Räume vorlegte. „Ein echter Businessplan wäre auch irgendwie nicht unser Stil“, sagen die Beiden, raten jungen Existenzgründern aber, Beratungsangebote unbedingt zu nutzen und den entsprechenden Regularien zu folgen. „Wir haben auch viele Fehler gemacht“, räumen die beiden heute ein.
Geschadet hat das dem „Gutburgerlich“ aber nicht: Standen die beiden anfangs noch meist selbst im Laden, ist das Team heute auf rund 15 Mitarbeiter angewachsen – von Köchen über Küchenhilfen, Servicemitarbeitern bis hin zu Reinigungspersonal. Ihre Umsätze möchten die beiden nicht verraten, aber: „Wir können von dem Laden leben“. Ein Vermögen ließe sich entgegen mancher Gerüchte aber nicht verdienen – expandiere man, hätte man auch wieder mehr Kosten, erklärt Minas Adis. Dennoch hat man die Gelegenheit genutzt und die direkt nebenan gelegenen Räume eines ehemaligen Frisörsalons angemietet, in welchen sich das Café „Schwätzer & Söhne“ etabliert hat. Neben Minas Adis und Dominic Büttner ist hier noch Philipp Kübler mit im Boot, der zuletzt in einem mittelständischen Unternehmen die Marketingabteilung aufgebaut hat und die beiden bislang auf Freundschaftsbasis unterstützt und etwa den Facebook-Auftritt betreut. Nun steigt er ins Café mit ein – aber nicht in den Burgerladen, wie er betont.
Wie das „Gutburgerlich“ so gilt auch das Cafe „Schwätzer & Söhne“ als etwas besonderes. Klasse statt Masse ist hier ebenfalls das Motto. Es gibt guten Kaffee, aber eben nicht in 1000 Variationen: „Kaffee, Espresso, Cappuccino“, fasst Minas Adis zusammen, das alles aber eben in besondere Qualität. Dazu gibt es Kuchen, teils von Dominic Büttner gebacken, teils vom Bäcker des Vertrauens. Samstag und Sonntag gibt es ein Frühstücksbüffet. Auch hier gilt: Wichtig ist vor allem Qualität und Regionalität, auch das vegane und vegetarische Angebot soll ausgebaut werden. „Auch hier gibt es keine feste Karte“, sagt Minas Adis, „wir möchten gerne Dinge ausprobieren“. Festnageln lassen sich die Jungs eben nicht gerne. Die geplante Kernöffnungszeit ist täglich von 8 bis 18 Uhr.
Infos: www.gutburgerlich.de