Gießener Honig – ein echtes Stück Natur
Familie Lanz imkert seit 2018 mit wachsender Begeisterung in der Stadt – mittlerweile sorgen rund 30 bienengemäß gehaltene Völker für die Produktion des Gießener Stadt-Honigs
Es ist fast sommerlich warm an diesem Sonntag im Mai. Vor den Einfluglöchern der acht Bienenstöcke, die auf einer Wiese bei Gartenbau Koch in der Lahnaue stehen, herrscht Hochbetrieb. Perfektes Bienenwetter, endlich. „Der April dieses Jahr war für die Bienen kein guter Monat – zu kalt“, erzählt Hartmut Lanz mit Blick auf das emsige Treiben. Der studierte Forstwissenschaftler ist seit 2018 leidenschaftlicher Imker und betreut mit seiner Familie mittlerweile rund 30 Völker im Gießener Stadtgebiet. Das Produkt: Der Gießen Honig.
Hartmut Lanz ist sehr angetan von der Arbeit mit den Bienen – und kam doch eher zufällig auf dieses Hobby. „Schuld“ an seiner Leidenschaft sind seine Kinder Merle und Karl, die begeisterte Teilnehmer an der Imker-AG der Liebigschule waren. 2018 bekam die Familie ihren ersten „Bienenableger“ geschenkt, der im Hausgarten einzog. Daraufhin kniete sich Hartmut Lanz richtig in die Imkerei rein. Neben der Lektüre folgten Kurse beim Gießener Imkerverein und beim Deutschen Imkerbund, denn es war ihm von Anfang an wichtig, dass es seinen Bienen gut geht.
Honig machen ist Handarbeit
Hier orientierte sich Lanz mehrmals um, bis er schließlich bei seinem jetzigen System Dadant landete, denn auch hier wollte er die bienenfreundlichste Variante. Die Fragen: „Welche Ansprüche hat ein Bienenvolk, „Wie kann es sich optimal entwickeln“ und „Geht es ihm gut“, stehen bei ihm an oberste Stelle.
Und nicht nur die Bienen haben viel zu tun, auch die Arbeit des Imkers bedeutet vielfach noch Handarbeit: das Entdeckeln der Honigwaben, das Sieben, das Schleudern. Aber dann ist der Honig noch lange nicht fertig, denn jede Honig-Art enthält neben den wertvollen Inhaltsstoffen eine ganz spezifische Kombination der verschiedenen Zuckerarten. Um den perfekten Kristallisationspunkt zu finden und die Zuckerkristalle zugleich klein zu halten muss der Honig jeden Abend, manchmal über Wochen, von Hand gerührt werden, bis die perfekte Cremigkeit erreicht ist – jeder Honig ist eben anders, abhängig davon, ob die Bienen in den Obstbäumen im Frühjahr, im Raps oder im Sommer in den Linden waren.
Dass Hartmut Lanz sich nicht nach Demeter-Richtlinien zertifizieren lässt, hat einen einfachen Grund. „Die Kosten für die Zertifizierung sind hoch“, meint Lanz. Ich imkere lieber bienengemäß, regional und auch für jeden nachvollziehbar zu einem Preis, der für die Honigliebhaber noch tragbar ist.“
Biodiversität in der Stadt hoch
Dass Stadt und Bienen kein Gegensatz sind, hat Lanz schnell festgestellt. Den Bienen geht es in der Stadt oft besser als in ausgeräumten, pestizidbelasteten Agrarlandschaften. Die besten Bienenweiden sind blühende Bäume – Spitzahorn, Kirsche, Apfel, Linde und Kastanie. Auch den Löwenzahn mögen die Bienen wegen der eiweißreichen Pollen, den sie für die Aufzucht ihres Nachwuchses brauchen, sehr gern.
Lanz freut sich, dass die Gärtnerei Koch ihn bei seiner Imkerei unterstützt und neben der Tourist-Information, wo der Honig ein echter Verkaufsschlager ist, auch seinen Honig vertreibt.
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