Datum/Zeit
24.02.2018
19:30
Stadttheater Gießen - Großes Haus
Südanlage 1
35390 Gießen
Kleine Füchse, große Kriminelle
DIE KLEINEN FÜCHSE – Schauspiel von Lillian Hellman | Deutsch von Bernd Samland
Konkurrenz belebt das Geschäft und Gier ist gut? Lillian Hellmans Stück DIE KLEINEN FÜCHSE wirft einen Blick auf die kriminelle Energie einer bürgerlichen Mittelschicht, die bedingungslos nach oben strebt. Zu erleben ist das Schauspiel ab dem 24. Februar am Stadttheater.
In einer durchökonomisierten Welt ist jede Beziehung von Geld durchwirkt. So auch im Familienunternehmen Hubbard & Söhne, das kurz vor Geschäftsabschluss mit einem wichtigen Investor steht. Aber um die Kontrolle über die Firma nicht zu verlieren, benötigen die Brüder Ben und Oscar (Tom Wild und Pascal Thomas) mehr Kapital. Dieses soll vom Mann ihrer Schwester Regina, einem Bankier (Roman Kurtz), bereitgestellt werden. Während die Männer Intrigen spinnen, beginnt Regina (Carolin Weber) einen rücksichtslosen Kampf um ihre Unabhängigkeit. Aus kleinen Füchsen werden große Kriminelle.
Die Amerikanerin Lillian Hellman (1905 – 1984) zeigt in DIE KLEINEN FÜCHSE (Uraufführung: 1939) die intensive Studie einer Familie, die von den Glücksversprechen und den Verlustängsten des Kapitalismus auseinandergerissen wird. Hollywood verfilmte das Stück bereits 1941 mit der legendären Filmdiva Bette Davis in der Hauptrolle. In Deutschland lange vergessen, rückte es mit der Aufführung an der Schaubühne Berlin (2014) wieder in den Fokus.
In Gießen legt Regisseur Stefan Otteni Wert auf psychologische Figurenführung und transferiert die Handlung von den amerikanischen Südstaaten in die deutsche Gegenwart. Das Bühnenbild von Ayşe Özel beginnt im Zeichen des Realismus mit einem neureich-eleganten Wohnungsinterieur, bekommt aber zusehends surreale Züge, wenn sich der Raum mit dem Fortgang der Handlung aufzulösen beginnt. Industrielle Elemente verweisen auf die Mechanismen des Kapitalismus, die Musik Richard Wagners (vierhändig am Klavier gespielt von den Schauspielerinnen Lotta Hackbeil und Ewa Rataj) verleiht den Szenen mitunter filmischen Charakter. In weiteren Rollen sind Susana Abdulmajid, Stephan Hirschpointner und Milan Pešl zu erleben.
Weitere Vorstellungen: 04., 17.03.; 05. April; 11., 31. Mai; 28. Juni 2018
Inszenierung: Stefan Otteni | Bühne und Kostüme: Ayşe Özel | Dramaturgie: Cornelia von Schwerin
Mit:
Susana Abdulmajid (Addie), Milan Pešl (William Marshall), Ewa Rataj (Birdie Hubbard), Pascal Thomas (Oscar Hubbard), Stephan Hirschpointner (Leo Hubbard), Carolin Weber (Regina Giddens), Roman Kurtz (Horace Giddens), Lotta Hackbeil (Alexandra Giddens), Tom Wild (Benjamin Hubbard)
Kartenvorverkauf: Haus der Karten
Biografische Informationen der Gäste
Stefan Otteni (Inszenierung) studierte an der Folkwang-Hochschule Essen Regie und Schauspiel und zeigte dort erste Regiearbeiten. Von 1991 bis 1995 war er am Theater Mülheim an der Ruhr als Regiemitarbeiter, Schauspieler und Regisseur tätig. Seit 1996 arbeitet er freischaffend als Regisseur an Stadt- und Staatstheatern und in freien Projekten, immer wieder auf der Suche nach neuen Theaterformen, z.B. an der Schnittstelle zwischen Oper und Schauspiel. Er inszenierte u.a. in Berlin, Florenz, München, Bonn, Hannover, Potsdam, Bamberg und Hamburg und legte auch Bühnenbearbeitungen vor, etwa von Boccaccio und Alexandre Dumas. Preise erhielt er auf den Bayrischen Theatertagen für seine Inszenierungen MARIA STUART und DIE KONTRAKTE DES KAUFMANNS. Seine Arbeit am Theater Bern, GRUPPE JUNGER HUND von Händl Klaus, war 2011 auf dem Heidelberger Stückemarkt zu sehen. Zu seinen jüngsten Regiearbeiten zählen MÜDIGKEITSGESELLSCHAFT / VERSUCH ÜBER DIE MÜDIGKEIT nach Byung-Chul Han und Peter Handke in Karlsruhe sowie die deutsche Erstaufführung von Pierre Corneilles DER EXTRAVAGANTE LIEBHABER am Theater Münster. DIE KLEINEN FÜCHSE ist sein Gießener Debüt.
Ayşe Gülsüm Özel (Bühne und Kostüme), geboren in Istanbul, studierte Bühnen- und Kostümbild an der Kunsthochschule Berlin Weißensee und absolvierte ihre Abschlussarbeit bei Prof. Peter Schubert. Neben Ausstattungsassistenzen u.a. an der Neuköllner Oper, am Staatstheater Nürnberg und für Kinofilme in Istanbul und Berlin realisierte sie Ausstattungen für Kurzfilme. Der Kinofilm EYE AM, bei dem sie Szenografie und Kostümbild entwarf, wurde mehrfach preisgekrönt. Nach TUSCH-Projekten leitete sie Workshops im Rahmen des Berliner Kulturfonds an der Aziz Nesin-Schule (Berlin) und anschließend für das Ring.Tanz Projekt im Opernhaus des Staatstheater Nürnberg. Mit dem Jugendclub des Staatstheater Nürnberg realisierte sie mehrere Projekte, u.a. Performances zu der Ausstellung IN MODE im Germanischen Nationalmuseum. Sie arbeitete als Kostüm- und Bühnenbildnerin an verschiedenen Bühnen u.a. mit den Regisseuren Christoph Mehler, Tuğsal Moğul, Stefan Otteni, Bettina Bruinier und Eike Hannemann. Ihre Ausstattung für das Projekt TÖT´ ERST SEIN WEIB im Opernhaus Nürnberg, Bühne mit Peter Scior, wurde von der Zeitschrift Deutsche Bühne nominiert. Außerdem war sie 2017 auf das Berlinale Film Festival Talents eingeladen. Mit der Ausstattung bei DIE KLEINEN FÜCHSE stellt Ayşe Özel sich erstmals in Gießen vor.
Schlagworte: Bühne, Stadttheater, Theater