Datum/Zeit
02.08.2018 - 27.01.2019
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Museum für Gießen - Altes Schloss
Brandplatz 2
35390 Gießen
Gustav Bock und seine Kunststiftungen 1915 und 1917
Eröffnung: 2. August 2018, 19 Uhr – Begrüßung: Dietlind Grabe-Bolz, Oberbürgermeisterin – Einführung: Dr. Andreas Ay, Kurator
In der Sonderschau werden alle 81 noch erhaltenen Werke präsentiert. Es handelt sich dabei hauptsächlich um Gemälde und Zeichnungen des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts. Sie stammen von Künstlern der innovativsten Künstlergruppen. Dazu gehört die Berliner Secession mit Karl Hagemeister, Walter Leistikow, Max Liebermann und Franz Skarbina. Ferner die Münchner Secession mit Hugo von Habermann und Gotthardt Kuehl. Aber auch Einzelwerke der Malerfürsten Franz von Stuck und Franz von Lenbach sind zu sehen. Die in öffentlichen Sammlungen selten ausgestellten Künstler Melchior Lechter und Hanns Pellar sind mit insgesamt elf Werken prominent vertreten.
2013 begann der Kunsthistoriker Dr. Andreas Ay mit der erstmaligen wissenschaftlichen Aufarbeitung der Kunstsammlung und stieß bei den aufwendigen Recherchen in renommierten Institutionen wie dem Getty Research Institute Los Angeles oder der Österreichischen Nationalbibliothek auf Spuren des Gießener Zigarrenfabrikanten. Ebenso hat er die Genese der Kunststiftung recherchiert und darüber hinaus die Geschichte der jüdischen Familie Bock erforscht, die in der Zeit des Nationalsozialismus großen Repressalien ausgesetzt war.
Dem Titel „Kunst und Leben“ (das ästhetische Leitmotiv der Zeit um 1900) folgend, ist die Ausstellung in zwei Teile gegliedert. Im ersten Obergeschoss wird die Kunstsammlung präsentiert, für die farbige Kabinette gebaut wurden. In der Abfolge der Räume wird die Vielgestaltigkeit der Kunst des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts in den Kunstmetropolen München und Berlin aber auch in den Kunstzentren Karlsruhe, Weimar und Darmstadt eindrucksvoll deutlich. Im Ausstellungssaal im Erdgeschoss werden die Biografie Gustav Bocks und die Geschichte der Kunststiftungen anhand zahlreicher Bilder und Dokumente dargestellt. In einer Medienstation wird die Stimme Helmuth Bocks, Sohn des Stifters, zu hören sein.
Rahmenprogramm
Vortrag „Hanns Pellar: Theatralisches Rokoko & Märchen“ am 24. Januar 2019 um 19:00 Uhr
Hanns Pellar (1886–1971), in Wien geboren, wurde ab 1906 bei Franz von Stuck in München ausgebildet. Sein erster öffentlicher Erfolg war eine fantasievolle Folge von Märchenfiguren in Rokokokostümen, die 1909 bei dem Kunsthändler Heinrich Thannhauser in München ausgestellt, nachträglich mit einem Text von Fritz von Ostini versehen wurde und zu einem sehr erfolgreichen Kinderbuch avancierte. Durch dieses Buch mit dem Titel „Der kleine König“ wurde der Großherzog Ernst Ludwig von Hessen und zu Rhein auf Hanns Pellar aufmerksam und berief ihn 1911 an die Mathildenhöhe in Darmstadt.
Im Oberhessischen Museum Gießen haben sich dank der großzügigen Stiftung des Industriellen und Kunstsammlers Gustav Bock herausragende Werke aus der wichtigen Schaffensperiode des Künstlers erhalten, deren geschlossene Präsentation einen besonderen Blick auf die Kunst Hanns Pellars wirft. Bereits 1912, also ein Jahr nach der Berufung Pellars nach Darmstadt, hatte Gustav Bock die Gruppe von Gemälden des Künstlers auf dem Kunstmarkt in Berlin erworben. Diese Werke, die er bald darauf seiner Heimatstadt vermachte, illustrieren die thematischen Vorlieben in besonderer Weise und sollen im Rahmen des Vortrages näher beleuchtet werden. In der Ausstellung werden sowohl dem großzügigen Stifter und seinem Schicksal unter der NS-Herrschaft als auch dem bis heute kaum öffentlich bewahrten Werk des Künstlers Pellar, der Deutschland mit seiner Familie im Jahr 1933 aufgrund der jüdischen Abstammung seiner Ehefrau verließ,
Rechnung getragen.
Hier finden Sie den Flyer zur Sonderausstellung – Kunst und Leben zum Download.
Schlagworte: Ausstellungen, Führung, Historisch, Kinder