Die Frau fürs Morbide: Stadtführerin Dr. Jutta Failing

Dr. Jutta Failing als Gräfin Salome bei der Jubiläumsführung "Gelle, Gießen".
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Seit 1992 gehört Dr. Jutta Failing zum Team der Gießener Gästeführer. Damit ist sie eine der Dienstältesten. Wie auch ihre Kollegin Dagmar Klein stieß sie über eine Initiative der Universität zur Gruppe – und blieb bis heute dabei. Die studierte Kunsthistorikerin und Autorin hat sich besonders auf das skurrile, morbide und gruselige Gießen spezialisiert. Für die Theater-Jubiläumsführung „Gelle, Gießen“ hat sie die Texte geschrieben und den Figuren Leben eingehaucht. Sie selbst ist bei dieser Führung als Gräfin Salome im Leib’schen Haus und in der Kapelle im Stadtkirchenturm zu erleben.

Jutta Failing lebt seit elf Jahren in Frankfurt, davor war sie in Darmstadt und dem Taunus angesiedelt. Ursprünglich stammt sie aus Biebertal, weshalb sie immer noch eine enge Verbindung in die Heimat pflegt. Und natürlich ist sie Gießen und seiner Geschichte auch als Stadtführerin eng verbunden. Besonders gerne mag sie Kostümführungen, was man auch bei „Gelle, Gießen“ merkt. Zusammen mit Dagmar Titsch bietet sie die Kostümführungen „Friede, Freude, Biedermeier“ im Botanischen Garten sowie „Alles in Butter – Gießens Wunderjahre an, außerdem ist Failing verantwortlich für die Führung „(Un)Heimliches Gießen – Von Kröten, Kerkern und Kuppelei“ bei der die morbiden und düsteren Seiten Gießens beleuchtet werden.

Düster ging es einst auch in der Gießener Bahnhofstraße zu. Bei „Die Bahnhofstraße – Vom Boulevard zum Rotlichtviertel“ gibt Failing Einblicke in genau dieses Kapitel. Auch auf dem Alten Friedhof kann man die Kunsthistorikerin antreffen. Dort bietet sie nicht nur Familienführungen an, sondern verantwortet auch die gefragte „Taschenlampenführung“ in den späten Abendstunden. An den Kostümführungen gefällt ihr besonders, dass es nur mit bloßem Wissen nicht getan ist: „Man muss improvisieren können“. Doch das gelte auch für andere Stadtrundgänge, schließlich sei keine Führung wie die andere. „Man muss immer mehr wissen, als man erzählt“, erklärt sie, denn oft stellten die Gäste vertiefende Fragen. Auch die örtlichen Gegebenheiten müsse man kennen – „manchmal muss ja jemand zur Toilette“. Und dann müsse man wissen, wohin man ihn schicken könne.

Über 1000 Führungen

Um die 1000 Führungen in Gießen hat Failing nach eigener Schätzung absolviert, denn auch ihre Angebote können natürlich außerhalb der öffentlichen Rundgänge von Gruppen privat gebucht werden. „Bei Wind und Wetter“ hat sie seitdem Menschen durch Gießen geführt und diese mit so manchem Geheimnis der Stadt verblüfft.

„Ich mochte schon als Kind Friedhöfe“

Woher ihr Hang zum Morbiden und Düsteren kommt? „Ich mochte als Kind schon Friedhöfe“, sagt die 48-Jährige. 2003 promovierte sie zum Thema „Frosch und Kröte als Symbolgestalten in der Kirchengeschichte“. Gießen habe viele Facetten – von der Universität bis hin zu den eben sehr düsteren Seiten in der Vergangenheit. Das Düstere, Skurrile habe sie irgendwie immer begleitet.

Seit 1997 arbeitet Jutta Failing als freiberufliche Kunsthistorikerin. Viele Jahre zeichnete sie für die „Nacht der Museen“ in Frankfurt verantwortlich. Aber sie arbeitet auch als Autorin, und Journalistin, ist dann eher im Boulevard unterwegs, schreibt Kolumnen für die „Frankfurter Neue Presse“ sowie das „Journal Frankfurt“  und hat in diesem Rahmen bereits Prominente wie Howard Carpendale interviewt. Failing moderiert und hält verschiedenste Fachvorträge. „Ich bin sehr breit aufgestellt“, sagt sie. An ihrem Job schätzt sie besonders, dass sie ihr Hobby zum Beruf machen konnte und diesen so mit Leidenschaft leben kann. Oft verschwömmen die Grenzen zwischen Privatem und dem Job, etwa wenn sie zu einer Ausstellungseröffnung oder einem Empfang eingeladen wird. Ob sie das stört? Nein, das sei toll, ein Teil von ihr. Sie ist Preisträgerin des Bürgermedienpreises der Hessischen Landesanstalt für privaten Rundfunk in der Sparte Hörspiel und hat verschiedene Sachbücher veröffentlicht. Aktuelle Termine gibt es auf ihrer Internetseite unter www.glueckshaut.de.


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